Erich Letterer (1935 - 1939)
Erich Letterer wurde am 30. Juni 1895 als Sohn eines Fabrikanten in Nürnberg geboren.
Er studierte in Freiburg (Medizin und Naturwissenschaften/ Zoologie) und Würzburg (Medizin) von 1915-1921.
1917 (ausgemustert und dem Heeressanitätsamt Würzburg zugeteilt) bewarb er sich in Würzburg darum, seinen Militärdienst an einem Institut zu absolvieren. Der damalige Prosektor Leupold meinte auf Letterers Bewerbung:"Wir können ihn ja nehmen, und wenn er gar nichts anderes vermag, dann möge er doch wenigstens Protokolle schreiben". Am ersten Tag in der Pathologie in Würzburg bekam er den Auftrag Schnittpräparate von einer Miliartuberkulose anzufertigen. Die Schnitte waren wohl so gut geraten, dass Leupold begeistert sagte:"Den behalten wir, der kann was".
1922 begann er seine Ausbildung zum Pathologen in Würzburg.
1924 beschrieb Letterer eine aleukämische Retikulose -später als Abt-Letterer-Siwesche Erkrankung bezeichnet (heute Teil der Histiozytose X) und machte sich damit einen Namen in der Pathologie.
1926 habilitierte Letterer in Würzburg über Studien zur Art und Entwicklung des Amyloids mit dem Nachweis, dass die dysproteinämische Globulinvermehrung ein entscheidender Faktor ist.
1928 hielt Letterer auf der 23. Tagung der Deutschen Pathologischen Gesellschaft in Wiesbaden einen seiner bedeutendsten Vorträge "Versuche über das Verhalten der Proteine bei den Speicherungsvorgängen des retikulo-endothelialen Systems".
1931 Ernennung zum außerordentlichen Professor und halbjähriger Forschungsaufenthalt in Oxford durch die Rockefeller-Stiftung.
1935 wurde Letterer Direktor der Prosektur in Dresden-Friedrichstadt.
Er leitete die bauliche Umgestaltung des Institutes (der hohe, über zwei Etagen reichende Sektionssaal wurde mit einer Zwischendecke versehen und um zwei auf insgesamt sechs Sektionstische erweitert; neue Laborräume, ein Tierstall und ein Operationsraum für Tiere wurden geschaffen) und eine Erneuerung der instrumentellen Ausstattung ein. Für die Bakteriologische Abteilung wurde erneut eine Oberarztstelle geschaffen.
In der Zeit in Dresden stiegen die Sektionszahlen auf ca. 2500 pro Jahr an und wurden in Zusammenarbeit mit 10-15 Assistenzärzten bewältigt.
Die Publikationen aus der Zeit in Dresden beschäftigten sich mit der Erforschung des Amyloids, dem reticulo-endothelialen System, Lipidstoffwechselstörungen, Speicherkrankheiten und den allergischen Gewebsreaktionen z. B. bei Rheumatismus.
Während der Zeit in Dresden besuchte Letterer zahlreiche Aufführungen seiner Lieblingssängerin Maria Cebotari (1910-1949) und genoss es "sich ihre unvergessliche Stimme in ihren bedeutendsten Arien aus seiner Schallplattensammlung in einer der wenigen abendlichen Ruhestunden anzuhören".
Letterer war in Dresden bei den Klinikleitern "kein ausgesprochen beliebter Kollege, oft gefürchtet, aber stets hoch geachtet; sein Urteil galt unangefochten, in den wöchentlichen Demonstrationen beeindruckte er durch Brillianz, Klarheit und glänzend überzeugende Darstellungsweise. Von seinen Mitarbeitern verlangte er, selbst mit leuchtendem Beispiel voran vorbildlich wirkend, harte intensive Arbeit".
1939 Berufung an die Universität nach Tübingen. Als Prüfer im Staatsexamen war Professor Letterer wegen seiner unerbittlichen Strenge gefürchtet, wegen seiner Gerechtigkeit geachtet und verehrt. Letterer war Leiter des Pathologischen Institutes in Tübingen bis zur Emeritierung 1964.
1960 Ernennung zum Ehrenmitglied der Gesellschaft für Allergie- und Asthmaforschung in Dresden
1965 erhielt Letterer die Ernst-von-Bergmann-Plakette der Bundesärztekammer.
Von 1965-1971 folgte er einem Ruf des "Departemento de Immunologia y Patologia Experimental" der Universität in Pamplona. "Sein Aufenthalt in Pamplona war uns ein dauerndes Beispiel des Enthusiasmus, der Arbeitssamkeit, der Verantwortung und der Objektivität, wie es alleine große Meister zu geben wissen" meinte sein ehemaliger Mitarbeiter Vasquez.
1971 kehrte Letterer nach Tübingen zurück.
Erich Letterer verstarb am 26. Mai 1982 in Tübingen. Seine Urne ist im Familiengrab der Familie Leupold von Eich in Rothenburg ob der Tauber beigesetzt.