Institut für Pathologie (Friedrichstadt)

Christian Georg Schmorl (1894 - 1932)

 

 

Christian Georg Schmorl wurde am 2. Mai 1861 im sächsischen Mügeln bei Oschatz als Sohn eines Rechtsanwaltes geboren.

Er besuchte die Prinzenschule Sankt Afra (heute Sächsisches Landesgymnasium Sankt Afra) in Meißen.

Nach dem Abschluss studierte er zunächst zwei Semester naturwissenschaftliche Fächer in Freiburg im Breisgau und wechselte daraufhin zum Medizinstudium nach Leipzig.

Dieses schloss er 1887 mit der Promotion ab und begann anschließend als Assistenzarzt bei seinem berühmten Lehrer dem Pathologen Felix Victor Birch-Hirschfeld (ehemals Prosektor im Stadtkrankenhaus in Dresden, seit 1885 in Leipzig), welcher ihm eine hervorragende Ausbildung bot und einen Beitrag von Schmorl über pathologisch-histologische Techniken in seinem Lehrbuch integrierte.

1892/3 erlangte Schmorl mit seiner Habilitation über die Eklampsie einen wissenschaftlichen Ruf.

Schmorl

Am 16. Juli 1894 wurde er zum Leiter des pathologisch-anatomischen Institutes des Stadtkrankenhauses in Dresden-Friedrichstadt ernannt.

Im Oktober 1894 heiratete er Maria Marthaus, mit der er zwei Töchter und einen Sohn hatte.

1897 (bereits zwei Jahre nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen) gelang es ihm, die Stadtverwaltung von der Anschaffung eines ersten Röntgengerätes für die Prosektur und in Friedrichstadt allgemein anzuschaffen, von dem auch die Kliniker wenige Zeit später Gebrauch machten.

Gleichzeitig wurde ein fotografisches Labor für die Dokumentation makro- und mikroskopischer Befunde eingerichtet.

Am 20. September 1897 wurde unter Mitwirken von Georg Schmorl in Braunschweig die "Deutsche pathologische Gesellschaft" gegründet, welche Schmorl in den Folgejahren regelmäßig besuchte (über 3 Jahrzehnte war er Schriftführer) und aktiv mit eigenen Beiträgen gestaltete.

schmorl als Bild

1903 Würdigung zum Professor sowie Ablehnung einer Berufung an die Philipp-Universität Marburg (Ludwig Aschoff übernahm danach den Lehrsitz dort).

1905 Berufung an die Universität Freiburg, welche er zuerst annahm, dann aber "unter schweren seelischen Kämpfen" ebenfalls ablehnte (Nachfolger wurde wiederum Ludwig Aschoff) und der Prosektur in Dresden damit bis zu seinem Tode glücklich und zufrieden erhalten blieb.

1907 richtete Schmorl die 11. Tagung der umbenannten "Deutschen Gesellschaft für Pathologie" in Dresden aus und wurde als Krönung zum Vorsitzenden gewählt.

zwischen 1896 und 1912 stiegen die Sektionszahlen um fast 50 % auf 1369.

er machte in Fortsetzung der Tradition die Pathologie zum Zentrum der ärztlichen Fortbildung.

1897 wurde im Pathologischen Institut als Untereinheit eine Bakteriologische Untersuchungsanstalt auf Grund rasch ansteigender Untersuchungsanforderungen gegründet und mehrere Assistentenstellen geschaffen.

Schmorl hatte ein rastloses Temperament verbunden mit großer wissenschaftlicher Produktivität und trotzdem bescheidenen Auftreten.

Mehr als 50 Veröffentlichungen und Vorträge beschäftigen sich mit Erkrankungen bzw. Veränderungen des muskuloskelettalen Apparates (u.a. Vitaminmangelerkran-kungen -Morbus Barlow, Rachitis tarda, Myositis ossificans, Ostitis deformans Paget).

Seit 1925 erarbeitete Schmorl systematisch anhand von 10.000 eigenhändig! untersuchten Wirbelsäulen die spezielle Pathologie der Wirbelsäule und beschrieb dazu die pathologische Anatomie der der Zwischenwirbelscheiben sowie die röntgendiagnostische Diskografie.

Nach ihm wurden die Schmorl-Knorpelknötchen - Veränderungen an den Wirbelkörpern im Rahmen der Scheuermann-Krankheit - benannt.

Krönender wissenschaftlicher Abschluss der Arbeiten an der Wirbelsäule war die Herausgabe des Standardwerkes "Die gesunde und kranke Wirbelsäule im Röntgenbild (1932)" zusammen mit seinem Oberarzt Herbert Junghans.

Weiterer Forschungsschwerpunkt Schmorls war im Auftrag vom Sächsischen Landesausschuss zur Erforschung und Bekämpfung die aufklärende Untersuchung der Schneeberger Lungenkrankheit (zusammen mit Otto Rostoski und Erich Saupe), ob es sich um eine Berufserkrankung der dortigen Bergleute handelte. Schmorl wies nach, dass die Schneeberger Bergkrankheit ein Lungenkrebs ist, der in verschiedenen Formen der histologischen Differenzierung, besonders auch als kleinzelliges Karzinom auftritt. Die begleitende Pneumokoniose sah er als Präkanzerose.

Schmorl prägte den Begriff Kernikterus, womit er zunächst das pathologisch- anatomische Phänomen einer scharf abgegrenzten intensiven Gelbfärbung der Basalganglien bei Neugeborenen, die an einer Neugeborenengelbsucht gestorben waren, beschrieb. Später wurde der Begriff Kernikterus auch auf das neurologische Krankheitsbild von an Gelbsucht erkrankten Kindern übertragen.

Schmorl war Mitglied im Sächsischen Landesmedizinalkollegium und des späteren Gesundheitsamtes sowie Ehrenmitglied der Royal Society of Medicine in England.

70 jährig ging Schmorl 1932 in den Ruhestand, arbeitete aber regelmäßig im Institut weiter (sein Gesamtwerk umfasst 157 Publikationen und Vorträge).

Er starb am 14. August 1932 an einer Streptokokkensepsis, ausgehend von einer Entzündung der linken Hand, die er sich bei der Sektion einer Wirbelsäule verletzt hatte.

Auf dem Waldfriedhof Weißer Hirsch befindet sich seine Grabstätte.


Einige ausgewählte Werke aus dem Schaffen Georg Schmorls:

  • Ein Fall von Hermaphroditismus. Virchows Archiv 113, 2, 229-244 (1888)
  • Atlas der pathologischen Gewebelehre. Leipzig, 1893
  • Pathologisch-anatomische Untersuchungen über Puerperal-Eklampsie. Verlag FCW Vogel, Leipzig; 1893
  • Die pathologisch-histologischen Untersuchungsmethoden. Leipzig, 1897 (15. Auflage 1928)
  • Bode E, Schmorl. Ueber Tumoren der Placenta. Archiv für Gynäkologie 56, 1, 73-82 (1898)
  • Stereoskopisch-photographischer Atlas der pathologischen Anatomie des Herzens. Munich, 1899
  • Zur Lehre von der Eklampsie. Archiv für Gynäkologie 65, 2, 504-529 (1902)
  • Zur Kenntnis des Ikterus neonatorum, insbesondere der dabei auftretenden Gehirnveränderungen. Verh Dtsch Pathol Ges 6, 109-115 (1904)
  • Bemerkungen zu der Arbeit von Ribbert: Die Traktionsdivertikel des Oesophagus. Dieses Archiv Bd. 178, Heft 3. Virchows Archiv 179, 1, 190-193 (1905)
  • Die pathologisch-histologischen Untersuchungsmethoden (FCW Vogel 1907)
  • Über die Beeinflussung des Knochenwachstums durch phosphorarme Ernährung (1913)
  • Die pathologische Anatomie der Wirbelsäule. Verhandlungen der Deutschen orthopädischen Gesellschaft 21, 3-41 (1926)
  • Über Dehnungs- und Zerrungsvorgänge an den Bandscheiben und ihre Folgen. Zentralblatt für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie 40, 244-246 (1927)
  • Kurze Bemerkung zur Arbeit von R. Probst über die Häufigkeit des Lungencarcinoms (1927)
  • Die Pathogenese der juvenilen Kyphose. Fortschr. geb. Rontgen (1930)
  • Junghans J, Schmorl CG. Die gesunde und kranke Wirbelsäule im Röntgenbild. Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen 43 (1932)
  • Beitrag zur Kenntnis der Spondylolisthese. Langenbeck's Archives of Surgery 237, 3, 422-428 (1932)